Erste Schritte

Sechs Wege zum Innovations-Tod (oder daran vorbei)

KarinLackner

In der Entwicklungsphase der 2inno-Methode sind wir auf die Innovations-Expedition von Gijs van Wulfen gestoßen, in der er einige interessante Ideen zum Thema Innovation mit seinen Lesern teilt:

„Zu Beginn der Innovationsphase werden viele gleiche Fehler wieder und wieder gemacht. Hier lernen Sie, wie Sie sie erkennen und vermeiden können. In meinem neuen Buch The Innovation Expedition zähle ich 6 Arten auf, die zum Innovations-Tod führen und wie man solchen Schwierigkeiten in der Praxis aus dem Weg geht.

 

 

1. Ohne wirtschaftliche Notwendigkeit beginnen. Denken Sie an das letzte Mal, als Sie Ihr Verhalten von Grund auf ändern wollten. Uns Innovatoren geht es gleich wie Ihnen: Wir sind Gewohnheitstiere, wir erledigen Sachen nach einem fixen Muster. Über Jahre hinweg lesen wir die gleichen Zeitschriften, fahren die gleichen Autos und haben die gleiche Versicherung. Der einzige Grund für uns, an diesem Verhalten etwas zu ändern, ist das Aufkommen einer neuen, einfachen und attraktiven Lösung, die relevant für unsere Bedürfnisse ist. So einfach ist das. Wenn also die Geschäfte eines Unternehmens gerade gut laufen, ist es unwahrscheinlich, dass jemand dazu bereit ist, die damit verbundenen Gewohnheiten aufzugeben. Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung – daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Vertrag von Tordesillas von 1494 sprach Portugal die exklusiven Rechte an den östlichen Seewegen rund um Afrika zu. Aus diesem Grund wurde der König von Spanien im Jahr 1518 davon überzeugt, Schiffe für Magellan und Faleiro auszurüsten. Die Spanische Krone wollte unbedingt eine alternative westliche Route erschließen, um zu den Gewürzinseln zu gelangen. Versuchen Sie nicht, andere von einer Innovation zu überzeugen, wenn keine Notwendigkeit dafür besteht – Ihr Vorschlag wird kein Echo finden.

 

2. Zuerst einen Innovator bestimmen. Ok, wir müssen innovieren. Aber wen beauftragen wir damit? In vielen Organisationen wird der innovativste Mitarbeitende automatisch zum Innovations-Verantwortlichen gemacht. Das mag zwar nach einer klugen Entscheidung klingen, ist es aber nicht. Diese Person wird zu einem Einzelgänger werden, da Erfinden und Innovieren zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Erfinden kann man alleine, aber innerhalb einer Organisation kann man Innovation nicht alleine betreiben! Es braucht F&E-Spezialisten, Produktionsmanager, IT-Personal, Finanzexperten, Marketingexperten, Servicebeauftragte und Verkaufspersonal für die Entwicklung, Produktion und Markteinführung eines Produkts oder einer Dienstleistung. Wenn Sie einmal einen Innovator bestimmt haben, riskieren Sie, dass sich alle anderen zurücklehnen und auf den Innovator warten, bis er oder sie Innovationen hervorbringt. Alle anderen werden keine Verantwortung mehr übernehmen.

 

3. Mit einer Idee beginnen. Bei Innovation geht es nicht nur darum, Ideen zu haben. Es geht vielmehr darum, die richtigen Ideen zu haben und diese in der Praxis auch umzusetzen. Das globale Symbol für eine Idee ist eine hell leuchtende Glühbirne. Wenn Sie einmal eine Idee haben, dann werden Sie sich wahrscheinlich in sie verlieben. Das ist ein großartiges Gefühl. Bekanntermaßen macht Liebe aber auch blind. Durch das psychologische Phänomen der selektiven Wahrnehmung werden Sie nur noch die positiven Aspekte einer Idee sehen und nur auf jene Personen hören, die Sie unterstützen. Was passiert, wenn Sie jemandem von Ihrer Idee erzählen? Die erste Reaktion ist meistens ein „Ja, aber…“. Innerhalb Ihrer Gruppe werden andere Ihre Idee am Anfang eher kritisch betrachten, und zwar weil es Ihre Idee ist und nicht die der anderen.

 

4. Auf nur eine Idee setzen. Von sieben Ideen für ein neues Produkt schaffen es vier bis zur Entwicklung, eine oder zwei werden realisiert und nur eine ist erfolgreich [R. Cooper (2005), Product Leadership. New York: Basic Books.]. Ähnlich erging es auch Magellan auf seiner Expedition: 1519 verließen fünf Schiffe – die Trinidad, San Antonio, Concepción, Victoria und Santiago – unter seinem Kommando Spanien, um eine Route in den Westen zu entdecken. Drei Jahre später kam nur ein Schiff, die Victoria, in den Hafen zurück. Mit diesem Schiff war die erste Weltumsegelung gelungen. Die Gewürze, die die Victoria mitbrachte, waren so kostbar, das die ganze Expedition damit finanziert werden konnte. Also: Setzen Sie niemals auf nur ein Schiff (oder Pferd). Es besteht ein hohes Risiko, dass es nicht mehr zurückkommt.

 

5. Mit einem Brainstorming beginnen. Immer wenn es darum geht, etwas Neues zu schaffen, organisiert man in der Regel gleich eine Brainstorming-Sitzung. Ironischerweise kommt dabei oft nichts Innovatives zum Vorschein. Deshalb ist Brainstorming in vielen Unternehmen so negativ konnotiert – die gleichen Mitarbeitenden, die auch sonst zusammenarbeiten, treffen sich unvorbereitet zum Brainstorming. Sie mögen also meinen, das Problem läge in der Unfähigkeit, neue Ideen zu entwickeln. Falsch. Das Problem ist die Unfähigkeit, alte Ideen zu vergessen! Ich liebe folgendes Zitat des amerikanischen Unternehmers Dee Hock. Er sagt: „Das Problem ist es nie, neue innovative Gedanken in Ihren Kopf zu bringen sondern die alten rauszubringen. Das menschliche Gehirn ist ein Gebäude, das mit archaischen Möbeln eingerichtet ist. Säubern Sie einen kleinen Bereich in Ihrem Kopf und er wird sofort mit Kreativität ausgefüllt werden. Haben Sie sich erst einmal der alten Ideen entledigt, kommen die neuen ganz von alleine!“

 

6. Beginnen, ohne die Kunden mit einzubeziehen. Das Durchstarten mit neuen Ideen oder Technologien liefert neue Energie und Inspiration und macht außerdem Spaß. Bei erfolgreicher Innovation geht es aber vielmehr darum, neue Ideen für einfache Lösungen zu entwickeln, die den Anforderungen des Kunden gerecht werden. Potentielle Kunden zu finden und herauszufinden, wo es Probleme geben könnte gehört zu einer Reihe effizienter Techniken, die Sie anwenden müssen, wenn Sie an neuen Produktideen arbeiten. Robert Cooper und Scott Edget bestätigen das in ihrer Studie über Ideenbildungstechniken [R. Cooper & S. Edgett (March 2008), “Ideation for Product Innovation: What are the Best Methods?” PDMA Visions]. Fragen Sie nicht, was ein Kunde will. Kunden sind nicht immer in der Lage, ihre Bedürfnisse klar auszudrücken. Suchen Sie nach zukünftigen, kundenrelevanten Problemen. Sie werden schnell merken, dass die Vernachlässigung des Kunden in Ihrem Innovationsprozess mit Sicherheit in eine Sackgasse führen wird.“

 

Hier der vollständige Artikel (in Englisch):

http://www.innovationexcellence.com/blog/2013/08/02/six-ways-not-to-commit-innovation-suicide/

 

Mehr kreative Inputs von Gijs van Wulfen auf seiner Webseite:

http://www.forth-innovation.com/